Sofern es nach den Autobauern von Mercedes-Benz geht, werden ab diesem Herbst Autos miteinander sprechen. Die Car-to-X-Technologie ermöglicht die Kommunikation von Fahrzeugen untereinander sowie – bisher nur theoretisch – auch mit Sendern an der Straße. Mercedes-Benz hat sie als weltweit erstes Autounternehmen jetzt bis zur Serienreife entwickelt.
Der Erfolg des neuen Kommunikationsverfahrens hängt jedoch auch von einer möglichst weiten Verbreitung der neuen Technik ab. Daimler will daher nicht nur seine eigenen Fahrzeuge damit versehen, sondern wendet sich mit dem System – inklusive günstiger Preise und Nachrüstmöglichkeiten für andere Autotypen – auch an die Wettbewerber. Ob diese daran wirklich Interesse zeigen werden, bleibt bis auf weiteres eine offene Frage.
Kommunikation über „Drive Kit Plus“ und Smartphone-App
Um die Verbreitung des Systems voranzutreiben, hat sich Mercedes-Benz für ein relativ einfaches technisches Konzept entschieden. Die Schnittstelle zur „Außenwelt“ bildet das Smartphone des Autofahrers, das diesem als Sender und Empfänger dient. Das Telefon kann die Warnmeldungen anderer Autos mit einem Car-to-X-System an Bord empfangen, parallel dazu sendet es die Nachricht auch an andere Fahrzeuge in der näheren Umgebung. Neben einer vollautomatischen Kommunikationsfunktion gibt es auch die Möglichkeiten, entsprechende Meldungen – etwa über verlorene Ladungen oder andere Gefahren auf der Straße – per Knopfdruck abzusetzen.
Das Smartphone wird dafür mit einer Schnittstellenfunktion namens „Drive Kit Plus“ sowie einer Kommunikations-App ausgestattet. Das System steht ab dem Herbst 2013 für alle Kompakt-Modelle der Mercedes-Benz-Klassen A, B und CLS als Optionsausstattung zur Verfügung. Mit Ausnahme der S-Klasse soll es für alle anderen Fahrzeuge der Stuttgarter ebenfalls noch in diesem Jahr eine Nachrüstlösung geben. Als Preis dafür hat Mercedes-Benz etwa 700 Euro angegeben. Die Bedienung des Systems erfolgt über den Zentralbildschirm des Cockpits. Für die Internetverbindung von Car-to-X fallen nur sehr geringe Datenmengen an – die einzelnen Dateien umfassen nach Daimler-Angaben nur 200 Byte, im gesamten Monat kommt durch das System ein Datenvolumen von etwa zwei Megabyte zusammen.
S-Klasse erhält die neue Technik erst nach dem nächsten Entwicklungsschritt
Die erste marktfähige Version von Car-to-X hat allerdings ihre Grenzen. Die Kommunikation der Fahrzeuge erfolgt dabei nicht direkt, sondern über die Mercedes-Cloud. Ein Informationsaustausch mit anderen Sendern – beispielsweise Ampeln – ist zwar möglich, das Straßennetz müsste dafür jedoch zunächst mit entsprechenden Sendern ausgestattet werden. Bisher kommuniziert Car-to-X nur mit den Einsatzfahrzeugen von Feuerwehr und Polizei und warnt frühzeitig vor einem Blaulicht-Einsatz. Das Bundesverkehrsministerium testet derzeit auch die Ausstattung von Wanderbaustellen mit dem neuen Kommunikationssystem.
Inzwischen hat Mercedes-Benz bereits die nächste Entwicklungsstufe von Car-to-X in Arbeit – mit der Integration in die Bordelektronik der Autos mit dem Stern soll das System in absehbarer Zeit auch für die Mercedes-S-Klasse zur Verfügung stehen. Einen Zeitrahmen für den Serienstart nannte Mercedes jedoch bisher nicht.